AUFRICHTEN AUF STEHEN

AUFRICHTEN AUF STEHEN
Interdisziplinäre Kunstaktionen im öffentlichen Raum
In Assoziation zu EGON SCHIELE und dem Bild
„Herbstbaum in bewegter Luft“, 1912 (Wien)

Der Österreichisch-jüdische Autor, Maler, Sänger und Techniker BRUNO SCHWEBEL, dessen Buch „Das andere Glück“ zentrale Motive liefert für die Theaterszenen der Abschlussperformance, wird anwesend sein und vom Bürgermeister von St. Pölten als Ehrengast begrüßt werden. Bruno Schwebel lebt nach 66 Exiljahren in Mexiko heute in den USA; vor 1938 wohnte er mit seiner Familie in Wien, Neulengbach und Purkersdorf.

Die gemeinsame Abschlussperformance wird vor dem Festival geprobt und danach in den Räumen der Synagoge installiert und weiter entwickelt.  Sie besteht aus 2 Teilen, nach einer präzisen Struktur aus szenischen, choreographischen, visuellen und musikalischen Elementen und präsentiert thematische Hauptstrange der prozesshaften Arbeiten des Tages. (ca. 60-70 min.)

 

 

 

 


Das eintägige Programm ist vielschichtig und interaktiv:

Beginnend mit Straßentheater reichen die Events über öffentliche Proben, Kinderworkshops, Vorträge und Ausstellungen bis zur Abschlussperformance mit Konzert.


9:30-10:30 Uhr  Straßentheater mit Barbara Hechtl (Villa Kreativ Neulengbach) und Ensemble
Rathausplatz St. Pölten und Weg zur ehem. Synagoge

In der Synagoge:

11 Uhr  Offene Probe der Performance AUF RICHTEN AUF STEHEN
für  Schulen, mit Diskussion (gratis)

14-16 Uhr  Malworkshop für Kinder (6-12 Jahre). Leitung: Barbara Hechtl (gratis)

17:00 Uhr  Vorträge:  
1. Christoph Lind (Institut für jüdische Geschichte Österreichs, St. Pölten): „Juden/Jüdinnen und die jüdische Kultur in St. Pölten zur Zeit Egon Schieles“.
2. Siglinde Bolbecher (Theodor-Kramer Gesellschaft, Wien): „Theodor-Kramer, Liebe und Ökonomie“. Eintritt: Spende

18.30 Uhr  Begrüßung des Bürgermeisters,  Ausstellungseröffnung:
1. Rauminstallation mit Bildern von Lisi Misera – Garten;
2. Ausstellung Theodor Kramer (Theodor-Kramer Gesellschaft)

Abends (Eintritt €15.–/10.–)

19.30 Uhr  Konzert Hans Breuer und Band WandeRer: Von Ausgrenzung, Demütigung und Auf(er)stehen, Jiddische Lieder aus der Aufbruchs-Zeit Egon Schieles und von heute

20.30 Uhr  Performance „AUF RICHTEN AUF STEHEN“ von FLEISCHEREI/Projekt Theater STUDIO nach dem Buch von Bruno Schwebel „Das andere Glück“ und „Memory Pieces“ von Tanz Atelier Wien mit solo/duo Cecilia Li- Klavier, Sebastian Prantl- Tanz (Kompositionen von David Lang u.a., Video von Gabriella Gardazzo und Duncan Ward). Dauer ca. 60-70 min. – Synagoge. In Anwesenheit von Bruno Schwebel (Mexico, Kalifornien)

21.30 Uhr  Ausklang mit Cocktail im Garten – Lesung von Uta Wagner (Texte von Egon Schiele und Theodor Kramer) und Konzert mit Reinhardt Honold (Live Gitarre und Gesang)


Zur Umsetzung

Schieles Neulengbacher Bild „Herbstbaum in bewegter Luft“ (1912) dient als Motiv und Ausgangspunkt der künstlerischen Arbeiten des Festivals 2009

 Auf dieser Basis erforschen interdisziplinäre KünstlerInnen vor Ort Werke zum Thema

AUF RICHTEN AUF STEHEN den Raum und die Geschichte der ehem. Synagoge. Sie begeben sich auf Spurensuche nach Fragmenten jüdischer Kultur und Tradition in St. Pölten und Niederösterreich – einer Zeit, in der Schiele einige seiner wichtigsten Werke schuf und die jüdische Kultur eine letzte Hochblüte erlebte.

Anhand konkreter Zeitzeugnisse, Einzelschicksale und der Geschichte der Synagoge setzen sich die KünstlerInnen mit den Themen Ausgrenzung, Verfolgung, Widerstand, Erinnern und Vergessen auseinander – besonders dem Verschwinden, Vergessen und Verschweigen der jüdischen Kultur und der Menschen, die diese prägten.

Egon Schieles malerische Akte gegen Bedrohung, Ausgrenzung und Unterdrückung sollen in Performanceakte übersetzt und manifest gemacht werden. Die Darstellung eines Unterwerfungsgestus – des Baumes gegen den Wind – erlebt im theatralen Akt des „Aufrichtens“ und „Aufstehens“ seine potentielle Umkehrung.  Die devoten Haltungen werden im körperlichen Nachvollzug von PerformerInnen wie Publikum erfahrbar und hinterfragbar gemacht.

Der Raum

Die ehemalige Synagoge in St. Pölten ist „Bühne“ und idealer Handlungsort für diese Exploration.  Der ehemals sakrale Raum soll kreativ belebt und in seiner Geschichte reflektierend in die performativen Arbeiten einbezogen werden. Es gilt, thematische, assoziative und atmosphärische Zusammenhänge und Verbindungslinien aufzusuchen und darzustellen, zwischen Egon Schieles Zeit und Werken und dem Leben von Juden und Jüdinnen in St. Pölten und Niederösterreich.  Dabei wird das jeweils „Fremde“ in Bildern, Texten und Zeitzeugenberichten in Bezug gesetzt zum (Künstler)Ich und zu Fragen der Vielfalt und kulturellen Koexistenz in Österreich heute. 

Das Bild „Herbstbaum in bewegter Luft“

1912 posierte Egon Schiele im Atelier Hanns Ungar in Neulengbach, wo er im selben Jahr in Untersuchungshaft saß, mit seinem Bild „Herbstbaum in bewegter Luft“ und bestätigte damit den Status dieser Arbeit.  Der das Bild überproportional füllende Herbstbaum steht in farblos leerer Landschaft, Wind und Wetter ausgesetzt, vor grauem, mit dicken Wolken verhangen Himmel. Er gleicht mehr einem menschlichen Körper, der sich aufbäumt in Todesangst, Widerstand leistet bevor er zu Boden gedrückt wird. 

Landschaften gehörten zu den ersten Motiven Egon Schieles.  Schon als Kind zeichnete er Tulln und Klosterneuburg oder die Häuserlandschaft vom Fenster seiner Schule aus.  Den melancholischen Künstler faszinierte die Symbolik der Jahreszeit Herbst, seine Herbstbäume sind Metaphern von Werden und Vergehen, von Auflehnung und Widerstand.

 

 


Leitungsteam 2009

  • Eva Brenner (Künstlerische Gesamtleitung/Regie)
  • Sebastian Prantl (Tanz/Performance)/Cecilia Li (Musik/Performance)
  • Hans Breuer (Musik/Komposition)
  • Lisi Misera (Bildende Kunst)
  • Theodor-Kramer-Gesellschaft (Ausstellung/Vorträge)
  • Barbara Hechtl (Strassentheater/Workshops 

KünstlerInnen 2009

Eva Brenner (A/USA), Barbara Hechtl (A, Bildende Künstlerin, Straßentheaterkünstlerin, Kinderworkshop), Erich Heyduck  (A, Ausstatter, Lichtdesigner, Technischer Leiter), Reinhardt Honold (A, Musiker, Komponist, Architekt), Markus Kupferblum (A, Schauspiel), Cecilia Li (A, Pianistin), Lisi Misera (A, Malerin), Jakub Palacz (PL, Schauspiel), Sebastian Prantl (A, Tänzer/TanzAtelier Wien), Evgenia Stavropoulou (GR, Schauspiel), Uta Wagner (D/B, Schauspiel).

Organisation/Produktion: Barbara Hechtl (A), Produktionsassistenz: Marie-Thérèse Amtmann (A), Annemarie Exinger (A), Thomas Weiss (A); Ausstattung/Licht/Technik: Erich Heyduck (A), Fotografie: Peter Korrak (A); Grafik/Webdesign: Alexander Schlögl (A), Druck: Gugler Crossmedia Melk

 

Mitwirkende Vereine & Künstlerteams

Tanz Atelier Wien/Sebastian Prantl und Cecilia LI (www.tanzatelierwien.at), Hans Breuer (hansbreuer@hotmail.com), FLEISCHEREI/Projekt Theater STUDIO, Wien (www.experimentaltheater.com), Theodor-Kramer Gesellschaft/Wien (www.sbg.ac.at/ger/kmueller/theodor_kramer_gesellschaft.htm), Villa Kreativ Neulengbach/Barbara Hechtl (www.villa-kreativ.at), Villa Berging Neulengbach (Künstlerunterkünfte/Sponsoren, pro-bio@gmx.at), Reinhard Honold & „Mind the Gap“/Innsbruck (honold.r@tele2.at)