Ein fast vergessenes Kapitel der St. Pöltner Filmgeschichte kehrt zurück auf die Leinwand: Der digitalisierte Film „Die schwarze Garde marschiert“ aus dem Jahr 1937 entpuppt sich als bemerkenswertes Zeitdokument. Der Stummfilm zeigt die Redaktion und Druckerei des Katholischen Pressvereins in der Linzer Straße sowie seltene Aufnahmen der Stadt kurz vor der NS-Zeit.
Lange galt der Film als verschollen – bis er im Stadtarchiv und am Dachboden des NÖ Pressehauses in Blechdosen mit Originalaufschrift wiederentdeckt wurde. Museumsleiter Thomas Pulle erklärt: „Wir wussten zwar vom Film, doch der Titel ließ eher an Militäraufnahmen denken.“ Erst ein Zeitungsartikel zur Premiere von 1937 und die Recherchen des Historikers Lukas Kalteis brachten Aufschluss. Tatsächlich handelt es sich um einen Spielfilm mit fiktiver Handlung über die Zeitungsherstellung. Propaganda sei hier im Sinne von Werbung zu verstehen – politische Themen werden nicht behandelt.
Der Film gilt als erster österreichischer Spielfilm auf 16mm und enthält einzigartige Stadtaufnahmen: den Domplatz mit der mittlerweile abgerissenen Dollfuß-Säule, das alte Krankenhaus, die Linzer Straße, Heßstraße, den Brunnenhof der Diözese, längst verschwundene Gebäude – und sogar einen Gutshof im Teufelhof. Der Fokus liegt jedoch auf der Arbeit im Pressverein, der bis auf die NS-Zeit seit 1874 besteht. Die Handlung dreht sich um einen verarmten Reserveoffizier, der durch den Pressverein seinen einstigen Unteroffizier wiedertrifft und Arbeit findet.
Die Wiederaufführung findet am Dienstag, 26. August 2025 um 20:00 Uhr, im Openair-Sommerkino des Cinema Paradiso statt – mit Livemusik (Stummfilmpianist Gerhard Gruber) und begleitenden Vorträgen von Thomas Pulle (Leiter des Stadtmuseums St. Pölten) und Lukas Kalteis (Historiker, Kulturabt. der Stadt St. Pölten).
Eintritt 8 EUR, CP Card 2 EUR ermäßigt Film – Cinema Paradiso
In Kooperation mit Stadt. St. Pölten und NÖN
