Stadtmuseum St. Pölten
3100 St. Pölten
02742 / 333 2643
Rathausgalerie: 07:30-13:00 Uhr
20 Jahre Landeshauptstadt St. Pölten
Rückblende: Österreich nach dem Ende des 1. Weltkrieges. Fast zwei Jahre lang hatte man diskutiert, am 29. Dezember 1921 wurde es beschlossen: Wien und Niederösterreich wurden eigene Bundesländer. Aber Niederösterreichs Gesetzgebung und Verwaltung blieben weiterhin im historischen Landhaus in der Wiener Herrengasse, somit hatte das größte aller österreichischen Bundesländer keine eigene Hauptstadt!
Diskutiert wurde die Frage einer eigenen Hauptstadt in den kommenden Jahrzehnten immer wieder. In den sechziger und siebziger Jahren des 20. Jahrhunderts entflammte eine teils intensive Diskussion um ein eigenes politisches Landeszentrum. Trotzdem war es für viele ein überraschender Schritt als Landeshauptmann Siegfried Ludwig am 15. Februar 1984 aus heiterem Himmel ankündigte, er werde den Landesamtsdirektor mit der Bildung einer Projektgruppe beauftragen, die alle Argumente für und wider einer eigenen Landeshauptstadt zusammentragen wird. Das löste eine gewaltige Diskussion aus. Insgesamt neun Gemeinden bewarben sich schließlich als Landeshauptstadt. Es wurde klargestellt, dass diese Diskussion durch eine Volksbefragung abgeschlossen werden sollte, deren Ergebnis als verbindlich angesehen wurde.
In der Schlussphase der Hauptstadtwerbung ging es nicht nur um Fakten, sondern auch um Gefühle. Insbesondere das landauf und landab weit sichtbare Plakat mit dem Slogan “ Ein Land ohne Hauptstadt ist wie ein Gulasch ohne Saft“ drang ins Bewusstsein der Bevölkerung und ist heute noch vielen Menschen präsent!
Für den 1. und 2. März 1986 war die Volksbefragung zum Thema Landeshauptstadt angesetzt. Am Abend des 2. März 1986 lag ein respektables Ergebnis auf dem Tisch: 61,36 Prozent der Stimmberechtigten waren zu den Urnen gegangen. 56,02 Prozent hatten Ja zur eigenen Hauptstadt gesagt. Wobei 44,64 Prozent der Ja-Stimmen auf St. Pölten entfielen. Krems folgte mit 29,28 Prozent der Ja-Stimmen, Baden mit 8,17, Tulln mit 5,27 und Wiener Neustadt mit 4,11 Prozent.
Die Volksbefragung war eine wichtige Entscheidung auf dem Weg zur Landeshauptstadt, auch wenn das letzte Wort noch dem Landtag vorbehalten war. Bereits am 10. Juli 1986 wurde St. Pölten durch Landtagsbeschluss zur Hauptstadt erhoben. Der Spatenstich für das neue Regierungsviertel in der Traisenstadt erfolgte am 13. September 1992.
Seit St. Pölten zur Landeshauptstadt erhoben wurde, hat sich das Bild der Stadt stark verändert. In einer groß angelegten Sonderschau, soll die kurze, aber doch auch schon reiche „Geschichte“ der Landeshauptstadt St. Pölten erzählt werden. Filmische und fotografische Dokumente werden dafür ebenso heran gezogen wie Pläne, Modelle und Objekte aus den letzten 20 Jahren.